Haishu Chen – German Balcony

30,00 

Jiazazhi Press 2019

1. Ausgabe von 650

Im Sommer 2017 zogen Chen Haishu und seine Frau in die Karlsruher Nordstadt. Das Haus, in dem sie wohnen, gehörte zusammen mit den 50 umliegenden Gebäuden mit fast gleichem Aussehen nach dem Zweiten Weltkrieg zum neuen Militärstützpunkt der US-Armee in Karlsruhe, Paul Revere Village. Wie andere US-Militärstützpunkte in Deutschland ist Paul Revere Village gut ausgestattet und in sich geschlossen, wie ein „kleiner Amerikaner“. Die hier stationierten US-Truppen hatten die deutsche Gesellschaft vor Ort in verschiedener Hinsicht beeinflusst. Die Veränderungen der internationalen Lage beeinflussten auch das Verhältnis zwischen dem US-Militär in Deutschland und den deutschen Ureinwohnern. Nach dem Ende des Kalten Krieges zogen sich die US-Truppen aus Karlsruhe zurück und übergaben die Kaserne samt ihrer unterstützenden Einrichtungen – Militärflughafen, Schulen und sonstige Infrastruktur – an Deutschland. Dieser Bereich wurde anschließend in ein neues Stadtquartier umgewandelt. Die Kasernen wurden erweitert, aufgestockt, mit Balkonen ausgestattet und zu Wohngebäuden für Zivilisten umgebaut; Der Flughafen wurde als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Obwohl sich das US-Militär vollständig zurückgezogen hat, hat sich sein Einfluss auf die deutsche Gesellschaft über 50 Jahre nicht verflüchtigt.

Als neue Bewohner erlebten und praktizierten Chen Haishu und seine Familie die funktionale Transformation von Wohn- und Stadtraum durch ihren eigenen Bewohner. Im Projekt „German Balcony“ dokumentiert Chen Haishu den Alltag der Gegend, indem er die Nachrichten über das US-Militär in Karlsruhe aus der Lokalzeitung Badische Neueste Nachrichten (BNN) in der Geschichte sucht und kombiniert. Unter unterschiedlichen historischen Bedingungen steht das Zusammenleben verschiedener Gruppen und verschiedener Kulturen vor ähnlichen oder unterschiedlichen Schwierigkeiten. Durch diese Form verwischt die Arbeit die Grenzen zwischen Vergangenheit und Gegenwart, Öffentlichem und Privatem und zeigt, wie das aktuelle Alltagsleben in diesem historischen Relikt neu erweitert und neue kollektive Erinnerungen geschaffen werden können.

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